Sanierungsprojekt: VENOC
An der Neubrandenburger Straße im Ortsteil Brinckmansdorf der Hansestadt Rostock, entlang des Bahndammes der Strecke Rostock – Stralsund und nahe der Oberwarnow, liegt die Fläche der ehemaligen Vereinigten Norddeutschen Chemiehandel GmbH (VENOC).
Seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts unterlag der Standort einer wechselnden gewerblichen und industriellen Nutzung. Bis 1991 wurden auf der Fläche Chemikalien gelagert und umgeschlagen. Dabei kam es auf mehreren Teilflächen zu erheblichen Verunreinigungen des Bodens und des Grundwassers mit Lösungsmitteln (LHKW).
Seit 2008 wird ein umfassendes Grund- und Oberflächenwasser-Monitoring durchgeführt und laufend ausgewertet. In Auswertung der bisherigen umfangreichen Untersuchungsergebnisse wurde festgestellt, dass von der Altlast keine akuten Gefahren für die Umwelt, die Anwohner und die Trinkwasserversorgung der Hansestadt ausgehen.
Das Ziel der Sanierung ist auf den Flächennutzungsplan der Hansestadt abgestellt. Dieser sieht in seiner aktuellen Fassung für das ca. 8 ha große Areal eine Grünfläche vor. Für die Herstellung dieser Grünfläche ist in enger Abstimmung mit dem zuständigen Staatlichen Amt für Landwirtschaft und Umwelt Mittleres Mecklenburg (STALU MM) ein geeigneter Sanierungsplan erstellt worden, um Konzentrationsspitzen bei den unsanierbaren Belastungen im Grund- und Oberflächenwasser (z.B. durch Starkregen) zu verhindern. Durch die behördlich abgestimmte und engmaschige Überwachung des Grund- und Oberflächenwassers sowie einem Ereignismanagementplan wird zu jeder Zeit gewährleistet, dass auch zukünftig keine relevanten Belastungen des Oberflächengewässers Warnow auftreten können.
Um die Sanierungsziele zu erreichen, wurde das Gelände zwischen 2018 bis 2022 mit gering wasserdurchlässigen, unbelasteten und zertifizierten Böden (Z0) mit einer Mächtigkeit von mindestens 0,5 m uhrglasförmig abgedichtet. Lokale Hotspots im Boden, wie z.B. ein ehemaliges Abwasserpumpwerk oder ein kontaminierter Erdwall, wurden dafür zuvor entfernt und gesetzeskonform entsorgt. Diese Vorgehensweise entspricht den behördlich festgelegten Sanierungszielen und ist an diesem Standort die verhältnismäßigste Maßnahme zur Gefahrenabwehr.
Zusammen mit der DB Netz AG wurde das am nördlichen Bahndamm befindliche Einlaufbauwerk zwischen 2020 und 2021 erneuert. Diese Maßnahmen wurden wegen der örtlichen Lage innerhalb der Trinkwasserschutzzone II von einer Grundwasserhaltung und -abreinigung flankiert und mittels Monitoring zusätzlich überwacht. Mit Hilfe dieser Kooperation konnte ebenfalls ein weiterer Hotspot des Geländes beseitigt werden.
Aufgrund der Flächengröße und der Zuordnung der Maßnahme handelte es sich um einen naturschutzrechtlichen Eingriff nach § 14 BNatSchG, der mit einem entsprechenden Ausgleich zu kompensieren war. Diese naturschutz- und artenschutzrechtlichen Ausgleichsmaßnahmen wurden je nach Baufortschritt auf der Fläche angelegt und etablieren sich seitdem. Es handelt sich hierbei um die Anlage von Hecken- und Baumpflanzungen, Feldgehölzen sowie der Wegebau hin zu den gesicherten Grundwassermessstellen, die während und auch nach der Sanierung weiterhin beprobt werden. Der Großteil des Areals wird der natürlichen Sukzession überlassen.
Die ehemal. VENOC-Fläche soll in Zeiten des Artensterbens und der Erhaltung der Biodiversität ortsansässigen Lebewesen, darunter auch geschützte Arten wie z.B. der Neuntöter, und bereits etablierten faunistischen Strukturen Heimat bieten und sich an das im Westen gelegene NATURA2000-Gebiet anschließen.