Neustadt-Glewe
Historische Entwicklung
Die Norddeutsche Lederwerke GmbH Neustadt-Glewe geht in der historischen Entwicklung auf die Firma Adler & Oppenheimer in Straßburg (Elsass) zurück, die im Jahre 1872 als Ledergroßhandlung gegründet wurde. 1918 erfolgte eine Sitzverlegung nach Berlin und der Neubau von Fabriken in Neustadt-Glewe und Neumünster. 1940 wurden die Fabrikunternehmer vom nationalsozialistischen Regime enteignet. Nach dem 2. Weltkrieg wurde das Werk Neustadt-Glewe 1946 durch die sowjetische Besatzungsmacht in Volkseigentum überführt. Der Betrieb ist in Neustadt-Glewe bis 1989 als VEB Lederwerk „August Apfelbaum“ geführt worden.
Die bei der Lederherstellung anfallenden Abwässer wurden in einer betriebseigenen Kläranlage behandelt. Für die Entsorgung des vorbehandelten Abwassers wurden auf einem insgesamt 42,3176 ha großen ehemaligen Wiesengelände drei Abwasserstapelbecken (Becken 0.1 mit 8.500 m2, Becken 0.2 mit 11.380 m2
und Becken 0.3 mit 9.910 m2 Fläche) ausgeschoben und mit Dämmen gesichert und großflächige Rieselfelder angelegt.
Ab 1990 wurden in der Norddeutsche Lederwerke GmbH nur noch vorgegerbte Leder verarbeitet, die nicht mehr notwendigen Produktionsanlagen und Flächen zurückgebaut bzw. ausgegliedert. Die ausgegliederten Flächen der Abwasserstapelbecken und Rieselfelder und der ehemaligen Betriebsdeponie wurden von der OFD Berlin am 31.07.2003 von der TLG Treuhand Liegenschaftsgesellschaft mbH per Vermögenszuordnungsbescheid auf die GSN Grundstücksanierungsgesellschaft Nordost mbH Berlin übertragen. Am 02.11.2005 erfolgte beim Amtsgericht Ludwigslust die Eintragung der genannten Flurstücke ins Grundbuch auf das Land Mecklenburg-Vorpommern, Teilvermögen „Sanierung ökologischer Altlasten in Mecklenburg-Vorpommern“.
Verarbeitungstechnologie und eingesetzte Stoffe
Der Prozess der Lederherstellung aus Schweinehäuten durchlief (syntrex 2008a) in Neustadt-Glewe vier Bereiche mit bis zu vier Stationen:
- die Schweinewasserwerkstatt, in der die mechanische Entfettung der Schweinehäute mittels
Entspeckmaschinen erfolgte, - die Wasserwerkstatt
- die Gerberei
- die Nasszurichtung und Färberei
Nach 1990 sind am Standort nur noch vorgegerbte Häute verarbeitet worden, so dass nur noch die Prozesse der Nasszurichtung und Färberei betrieben wurden.
Das in der Schweinewasserwerkstatt abgetrennte Kratzfett wurde bis zum Ende der 1970er Jahre direkt in das Becken 0.3 eingelagert. Danach wurde es in einem Schmelztank aufgeschmolzen und verkauft. Nur eine Mischphase gelangte davon noch direkt in das Becken. Das Abwasser selbst wurde in die Abwasserstapelbecken 0.1 und 0.2 gepumpt. Dort setzten sich die Schwebstoffe ab. Das so vorgeklärte Abwasser wurde dann auf den Rieselfeldern verrieselt.
Ausführung der Vorbereitungs- und Entsorgungsarbeiten
Die Arbeiten wurden vom 01.11.2010 bis zum 01.06.2011 durchgeführt.
Jeweils abschnittweise wurde erst das Kratzfett und dann, unter Ausnutzung des günstigen trockenen
und kalten Wetters, der Chromschlamm und der darunter lagernde Sand ausgehoben und der freigelegte Bereich sofort mit Füllboden teilverfüllt.
Insgesamt wurden 8.002,80 t Kratzfett geborgen und zur Verwertung in eine vakuumthermische Anlage transportiert, 11.961,16 t Chromschlamm auf die Deponie Ihlenberg verbracht und 10.936,56 t Füllboden eingebaut.